blaue Chronik

Die blaue Chronik wurde von Friedrich Rudolphs für seinen Sohn Adolph geschrieben. Sie enthält neben den Ausführungen des Chronisten auch Materialien aus Adolphs Kindheit und Jugend, etwa Zeugnisse und selbstverfasste Gedichte.

Zudem finden sich in der blauen Chronik ergänzende Texte, die Friedrich Rudolphs Enkel, Fritz Beumer, nach 1950 hinzugefügt hat und die das weitere Schicksal der Familie Michaelsen nach dem Tod des Chronisten in einigen Bereichen schildern

Die Aufzeichnungen des Friedrich Rudolph Michaelsen

Am 5.1.1813 wurde ich als fünftes Kind meiner Eltern geboren. Es war eine trübe Zeit, da auch Hamburg unter dem Druck der Franzosenherrschaft litt.

An meinem Tauftage, dem 17. Januar, brachte Pastor Evers meinen Eltern zuerst die Nachricht von der Flucht der Franzosen und Niederlage derselben in Russland. Die französische Regierung hier hielt alle Nachricht fern und es durfte hier nichts bekannt werden.

Hamburg war nur schwach von Franzosen besetzt. Als hier der Rückzug der Franzosen schließlich doch bekannt wurde, entstand am 14. Februar hier ein Aufstand und wurden die Soldaten und Atrois bedroht. Darum verließen die Franzosen am 12. März 1813 Hamburg.

Sechs Tage später zog Tettenborn mit einem Trupp Kosacken in Hamburg ein. Alle waffenfähigen Einwohner mussten sich zum Militärdienst stellen. Auch mein Vater wurde Bürgergardist, seine Kompanie wurde nach der Zille bei der blauen Brücke verlegt, um später nach Wilhelmsburg hinüber zu marschieren. Es kam aber nicht dazu. Die Feinde siegten und besetzten ganz Wilhelmsburg.

(...)

Materialien aus Adolphs Jugend

Neben den handschriftlichen Einträgen enthält die blaue Chronik auch weitere Dokumente wie ein Empfehlungsschreiben, ausgestellt von Friedrich Rudolphs Bruder Gustav, sowie Schulzeugnisse, Lieder und Gedichte Adolphs.

Der Unterzeichnete bezeugt hierdurch mit Vergnügen, dass Adolf Michaelsen während der ganzen Dauer seiner Schulzeit sich durch grosse Aufmerksamkeit und Wissbegierde und durch regen Fleiss ausgezeichnet hat. In Folge dessen hat er gute Kenntnisse erworben und ist namentlich in den Gegenständen, die ihn befähigen den Beruf eines Kaufmanns zu wählen, wie in der Kenntnis der deutschen Sprache, im Französischen, Englischen, dem kaufmännischen Rechnen sehr gut vorbereitet. -

Der Unterzeichnete zweifelt nicht, dass der derselbe den an ihn gestellten Anforderungen vollkommen entsprechen und einen ebenso thätigen als tüchtigen Arbeiter am Kontor abgeben wird.

G.W. Michaelsen, Schulvorsteher

Hamburg, d. 28. Oct. 1872


Ergänzungen durch Fritz Beumer

Die Aufzeichungen des Chronisten werden durch zusätzliche Einträge aus den Jahren nach dessen Tod von Fritz Beumer, Sohn von Friedrich Rudolphs Tochter Emma, ergänzt.

Von Fritz Beumer stammen auch weitere, in die Chronik eingebettete Dokumente wie ein Einladungsgedicht Friedrich Rudolphs an seine Tochter, eines der letzten vom Chronisten selbst verfassten Schriftstücke.


Liebe Friedericke!
Du willst heute zu mir kommen,nehmen es mit Freuden an.Send’ deshalb den ob’gen Wagenmit recht muthigem Gespann,den Du nur benutzen mögst,wenn das Wetter naß und schlecht.Oder gehst Du gern zu Fußedann ist mir auch dieses recht!Du kannst gehen, fahren, reiten,bringst du mir nur dein Gesicht.Lieb und freundlich, froh und heiter,aber fehlen darfst Du nicht!
Dies wünschtDein Fritz Michaelsen
Hamburg, den 10. Oktober 1902
Bitt’ ja recht früh zu kommen, spät erscheinen kann nicht frommen, denn es dunkelt schon so bald, auch wird leicht der Kaffee kalt!

Die blaue Chronik liegt in Form gescannter Einzelseiten (.jpg), als Gesamtdokument (.pdf) sowie als Transkript (.doc) vor.

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