Familiendokumente

Johanna Köhns Poesiealbum (1844)

Friedrich Adolphs Zeugnisse (1873 & 1875)


Friedrich Adolphs Lied (1879)

Manch’ Plätzchen giebts auf Gottes ErdVoll heiter strahlend Pracht;Wo Vöglein singen, Blümlein blühn,Und hell die Sonne lacht. -
Doch von dem schönsten auf der WeltWähl ich ein Plätzchen aus,Das ist vor Allen lieblich holdMein trautes Vaterhaus. -
Nicht Wald, nicht Fels, kein Giessbach schmückts,Ein Gärtchen nur gar klein,Und doch scheints nirgends mir so lichtSo wonniglich zu sein. -
Und zieh’ vom theuren Heimatland Ich in die Fern hinaus,Mein Herz, mein Sehnen bleibt zurück Im trauten Vaterhaus. -
Durch jeden säuselnd Windeshauch, Durch jedes Sternlein klar;Bring ich den Lieben, die daheim Gar herz’ge Grüsse dar. -
Und find ich Ruh’ in Morpheus ArmVom Kummer der mich drückt,Ein Traum vom theuren Vaterhaus Mein einsam Herz entzückt. -
Adolph Michaelsen
Sept. 21. 1879.ind. Ocean.

50-jähriges Meisterjubiläum F.R. Michaelsen (1889)

Ein artig Festliedleyn.

Gesungen am 4. Dezember 1889

bei der Feier des 50-jährigen „Meisterjubiläums“

des Herrn F. R. Michaelsen zu Hamburg

Nach der Melodey: Prinz Eugenius der edle Ritter.

Hamburg 1889. Druck von Ferdinand Schlotke.

Trüb' und schwer war'n jene Tage, Da des Franzmanns arge Plage Drückte Hamburgs schöne Stadt; Tief geknechtet und bezwungen Sie doch 'nen gesunden Jungen Zu der Zeit geboren hat.
Denn im Jahre achtzehnhundert Dreizehn kam, selbst drob verwundert, Michaelsen auf die Welt, Den man Fritz Rudolph benannte, Viele Freunde und Bekannte ha'n sein Lager gleich umstellt.
Doch ob auch im Krieg geboren, hat er später sich erkoren Eine Friedensthätigkeit: Treu zu wirken für das Leben, Nie dem Müßiggang ergeben, Das verschafft ihm Freudigkeit.
Schon im Jahre zweiunddreißig - Als der Vater krank – er fleißig Das Geschäft geleitet hat. Zwei Jahr drauf dann nach 'ner andern Gegend zog's ihn, und das Wandern führte ihn nach Leipzigs Stadt.
Wenn die Arbeit war vollführet, Hat er dorten portraitiret, - heut' malt er umsonst noch schön –, für die Bilder jener Zeiten Thät Bezahlung ihn begleiten, – Wer möcht' die nicht gerne seh'n ?! –
Als nach Dresden er gekommen, Hat er Abschied bald genommen, Denn gerufen wurde er, Eiligst sollt nach Hamburg reisen, Dort sich tüchtig zu erweisen Er beim Bürgermilitär.
Doch die damal'ge Patrone Konnt gebrauchen man nicht ohne Daß man hatt' zerbissen sie. Drum kam Fritz in arge Nöthen, Denn zwei Zähne waren flöten, Und so konnt er dienen nie.
Drum im Herbste fünfunddreißig Macht er wieder auf die Reis' sich – Reisen mag er heut' noch gern! -- Wurde kurze Zeit „Berliner", Dann für fast zwei Jahre „Wiener", Spielte dort den feinen Herrn!*
Dann that in Italiens Gauen Gründlich er sich um mal schauen, Wandert drauf die Alpen durch; Schließlich ist er — ohne Fabel! – Eingekehrt in Seine-Babel Lebt dort fleißig, sonder Surg!
Als man dreißig neun geschrieben Zog's zurück ihn zu den Lieben In der Stadt am Elbestrand; Dort hat nach bestand'ner Proben Man ihn ehrend rasch erhobenIn des „Amtes-Meisterstand."
*Er hatte außer seinen Wanderkleidern nur einen Frack mit, den er, bis ein neuer Rock fertig wurde, auf dem Wege ins Geschäft trug, weshalb er jeden Morgen von den Fiakern angeredet wurde: “Fahr'n mer, Ew. Gnoden?”
Diese Ehre hat erfahren Er heut' grad vor 50 Jahren Darum feiern wir ihn heut'. Und beim frohen Becherklingen Woll'n wir freudig ihn besingen, Ihn, der viele hat erfreut.
Ja, du guter, treuer Alter, Deines Glückes Selbstgestalter, Heut' nimm uns'ren Glückwunsch hin. Mögst Du noch in vielen Jahren Dieses Lebens Freud erfahren, Wie's verdient Dein tüchtiger Sinn.
Neben dir der Gattin Walten, Mög' der Himmel sie erhalten, Die Dir wurde angetraut, Nachdem sie - ich glaub' nicht irrt sich Hier der Dichter – fünfundvierzig, Ein Stück Kuchen “aufgebaut."
Treu vereint gingst du durch's Leben Mit ihr, die das gleiche Streben Mit dem fleißigen Mann geteilt. “Tages Arbeit, Abends Gäste, Saure Wochen, frohe Feste", War der Wahlspruch jederzeit.
Und nun frohe, liebe Zecher, Füllt zum Rande Eure Becher, Und zum Himmel dring’ der Ton: Mög' die Firma fortbestehen, Möge niemals untergehen F. R. Michaels’n & Sohn.

Einladung zu Fritzchens Taufe (1897)

Menu!
Auf Fritzchens Tauf’ der MahleskaufIst einfach und bescheiden;Da Fritzchen doch ein Knirpschen noch,Wer möcht da Prosten leiden?
Zuerst ein Süppchen von Bouillon,Und hast nun die im Magen;So kann man eine Muschel schonVon Schweserhaxel wagen.Dazu trinkt dann ein jeder GastDen Wein, der ihm am besten paßt,Ein Glässchen Roth, ein Glässchen Weiss,Und füllt die Gläser gern mit Fleiß.Denn jetzt kommt schon der RinderbratenMit dem Gemüse und Salaten.Und mit den nöthigen CompottenVon Kirschen, Ingwer, Apricotten.Und dann gehts auch schon bald zum Schluß,Nur Käs’ noch, Früchte, Eis und Muss.
Dieweil die kleine Hauptperson Gut längst in Morpheus Armen schonUnd wünscht den Gästen, Onkeln, TantenUnd allen lieben AnverwandtenHumor und guten AppettitBald hofft er, isst er selber mit!